Im Anlagebereich gibt es verschiedene Maßnahmen, die heutzutage zum Standard gehören und von den meisten Bank- und Vermögensberatern empfohlen werden. Diese Standards zu kennen insbesondere für solche Anleger wichtig, die sich selbst um ihre Geldanlage kümmern und keine Berater in Anspruch nehmen. Ein in den vergangenen Jahren besonders wichtig gewordener Aspekt ist zum Beispiel die sogenannte Diversifikation. Ins Deutsche übersetzt bedeutet dies soviel wie Streuung, wobei in diesem Fall die Streuung des Eigenkapitals auf verschiedene Anlageprodukte und im besten Fall auch Anlageklassen gemeint ist. Was es mit der Diversifikation im Detail auf sich hat, darüber möchten wir im folgenden Beitrag gerne informieren.

 

Häufiger Fehler: Kapital auf eine Anlageform setzen

 

Einer der häufigsten Fehler, den nach wie vor zahlreiche Anleger im Zusammenhang mit der Kapitalanlage machen, besteht darin, das vorhandene Kapital nur in ein einziges Finanzprodukt zu investieren, beispielsweise in einen Fonds oder in eine Aktie. In diesem Fall gehen Anleger allerdings ein unnötig hohes Risiko ein. Sollten Sie beispielsweise einen Betrag in Höhe von 20.000 Euro in lediglich einen Aktienfonds investiert haben, so führen Verluste bei diesem Fonds im Verhältnis 1:1 dazu, dass sich auch Ihr Kapital um den entsprechenden Betrag verringert. Noch gravierender sind solche Fehler bei Anlageprodukten mit Emittentenrisiko, wie zum Beispiel bei Aktien. Sollte die Aktiengesellschaft, von der Sie als einzige Portfolioposition Aktien im Bestand haben, zahlungsunfähig werden, hätten Sie mit Ihrem Investment einen Totalverlust erlitten. Unter anderem aus diesem Grund wird die Diversifikation von nahezu allen Experten dringend empfohlen.

 

Worum handelt es sich bei der Diversifikation?

 

Diversifikation ist zwar ein Fachbegriff aus dem Finanzbereich, der sich allerdings auch Anlegern mit wenigen Kenntnissen relativ einfach erläutern lässt. Das Diversifizieren beinhaltet nämlich, dass Du dein Kapital auf mehrere Anlageprodukte verteilst. Dabei gibt es zwei Arten der Diversifikation. Zum einen ist es möglich, dass Du dein Geld auf Anlageprodukte aus derselben Anlageklasse (Risikoklasse, Asset-Klasse) verteilst. Zum anderen besteht natürlich ebenfalls die Möglichkeit, dass Du eine Risikostreuung insoweit vornimmst, als dass Du dein Geld auf Anlageprodukte verteilst, die aus unterschiedlichen Risikoklassen stammen. Die zweite Variante der Diversifikation erachten die meisten Experten sogar für noch sinnvoller, denn dann ergibt sich meistens ein optimales Verhältnis zwischen Rendite und Risiko.

 

Wann lohnt eine Diversifikation überhaupt?

 

Wenn wir von der Aufteilung Ihres Anlagekapitals sprechen, also von der Diversifikation, dann lohnt sich diese Maßnahme natürlich nur ab gewissen Anlagesummen. Falls Du zum Beispiel als Kleinanleger über einen Investitionsbetrag in Höhe von 2.000 Euro verfügen, macht es sicherlich wenig Sinn, dieses Geld auf mehrere Anlageprodukte aufzuteilen. Es gibt zwar keine festgelegten Größen, aber wirklich sinnvoll ist die Diversifikation in erster Linie ab fünfstelligen Anlagesummen. Dann jedoch erreichst Du mit der gezielten Streuung des Kapitals oftmals nicht nur die Reduzierung des Gesamtrisikos, sondern ebenfalls eine optimierte Rendite.

 

Diversifikation innerhalb einer Risikoklasse

 

Die Aufteilung deines Kapitals innerhalb einer Anlageklasse auf verschiedene Anlageprodukte ist die erste Variante, die Du nutzen kannst. Eine solche Diversifikation eignet sich insbesondere für Anleger, die nicht unbedingt eine gute Mischung aus Rendite und Sicherheit haben möchten, sondern denen entweder hohe Sicherheit oder überdurchschnittliche Rendite als alleiniges Merkmal am wichtigsten ist. Bist Du zum Beispiel ein sehr sicherheitsorientierter Anleger, kannst Du dein vorhandenes Kapital innerhalb einer Anlageklasse wie folgt aufteilen:

 

  • 20 Prozent Tagesgeld
  • 20 Prozent Spareinlagen
  • 20 Prozent Festgeld
  • 20 Prozent Geldmarktpapiere
  • 20 Prozent Bundesanleihen

 

In diesem Fall wärst Du mit Ihrem gesamten Kapital also zum einen innerhalb einer einzigen Anlageklasse geblieben, nämlich der mit dem geringsten Risiko. Zum anderen hast Du dich ausschließlich für äußerst sichere Anlageformen entschieden. Der Vorteil besteht bei einer solchen Diversifikation darin, dass Du dein Kapital sehr sicher investiert hast. Der Nachteil ist allerdings, dass Du nur eine vergleichsweise geringe Rendite erzielen wirst.

 

Diversifikation in unterschiedliche Anlageklassen

 

Zunächst einmal noch etwas zu den Anlageklassen, die oftmals auch als Asset-Klassen oder Risikoklassen bezeichnet werden, von denen wir in unserem Beitrag sprechen. Im Allgemeinen werden sämtliche Finanzprodukte am Markt, die der Kapitalanlage dienen, in einer der fünf folgenden Risikoklassen eingeteilt:

 

  • Risikoklasse I: kein Risiko
  • Risikoklasse II: nur Ertragsrisiko
  • Risikoklasse III: Ertrags- oder Kursrisiko
  • Risikoklasse IV: Ertrags- und Kursrisiko
  • Risikoklasse V: Totalverlust möglich

 

Wenn Du also eine Diversifizierung Ihres Kapitals vornehmen und dabei mindestens zwei oder drei Risikoklassen integrieren möchtest, musst Du bei der Produktauswahl natürlich drauf achten, welcher Anlageklasse das jeweilige Anlageprodukt zuzuordnen ist. Nehmen wir für ein Beispiel-Portfolio einmal an, dass Du einen Betrag von 50.000 Euro zur Verfügung hast, und diesen zu fünf gleichen Teilen, also zu jeweils 10.000 Euro, auf Finanzprodukte aus allen fünf Asset-Klassen verteilen möchtest. In diesem Fall könnte die Diversifikation wie folgt aussehen:

 

  • Festgeldkonto (Risikoklasse I)
  • Anleihen mit gutem Rating (Risikoklasse II)
  • Rentenfonds in Euro (Risikoklasse III)
  • Investmentfonds (Risikoklasse IV)
  • Aktien (Risikoklasse V)

 

Falls Du eine solche oder ähnliche Aufteilung deines Kapitals wählst, profitierst Du nicht nur von einer Risikostreuung, sondern ebenfalls meistens von einer optimal strukturierten Rendite. Der wichtigste Aspekt bei der Diversifikation bleibt allerdings auch hier, dass es sich um eine Maßnahme handelt, um etwaige Verluste so gering wie möglich zu halten.

 

Grundlage für eine gute Diversifikation: Einstellung zu Risiko, Rendite und Verfügbarkeit kennen

 

Damit Du eine möglichst optimal passende Diversifikation vornehmen kannst, ist es notwendig, dass Du dir Gedanken über der Einstellung zu einigen Punkten machst, die eine Kapitalanlage auszeichnen. So sollten Du dich insbesondere eine Meinung dazu bilden, wie Ihre Einstellung zu den folgenden drei Eigenschaften ist:

 

  • Sicherheit
  • Rendite
  • Verfügbarkeit des Kapitals

 

Darauf basierend kannst Du dann die Finanzprodukte und Anlageklassen wählen, die am besten zu deiner Einstellung passen. Möchtest Du beispielsweise auf der einen Seite dein Geld möglichst sicher anlegen, auf der anderen Seite aber nicht auf schnelle Verfügbarkeit und gute Renditen verzichten, würde die Aufteilung des Kapitals sicherlich anders aussehen, als wenn dir nur ein sehr hoher Ertrag wichtig ist. Auf diese Weise muss im Prinzip jeder Anleger seine Einstellung zu Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit des Kapitals finden und in der Praxis danach handeln.

 

Wie wirkt sich die Diversifikation in der Praxis aus?

 

Warum die Diversifikation in der Praxis sehr wichtig ist, möchte ich anhand des folgenden Beispiels verdeutlichen. Dazu stellen wir zwei unterschiedliche Anleger gegenüber, von denen ein Kunde eine zielgerichtete Diversifikation in Aktien vorgenommen hat, während der andere Kunde sein Kapital auf lediglich zwei unterschiedliche Aktientitel verteilt hat.

 

Anleger A: Gute Diversifikation

  • 000 Euro Aktie A
  • 000 Euro Aktie B
  • 000 Euro Aktie C
  • 000 Euro Aktie D
  • 000 Euro Aktie E

 

Anleger B: Geringe Diversifikation

  • 000 Euro: Aktie A
  • 000 Euro: Aktie C

 

Nun nehmen wir an, dass es bei der Aktie C schlechte Bilanzzahlen und auch sonst negative Nachrichten zum Unternehmen gibt, sodass der Kurs innerhalb von vier Monaten um ca. 60 Prozent fällt. Was würde dies nun für die beiden Anleger bedeuten?

Da die Aktie C beim Anleger A durch die vorgenommene Diversifikation nur einen Anteil am Gesamtportfolio in Höhe von rund 28 Prozent ausmacht, würde ein Kursverlust von 60 Prozent dazu führen, dass der Gesamtwert seines Portfolios lediglich um etwa 17 Prozent fällt. Beim Anleger C wäre es hingegen so, dass der Kursverlust deutlich negativere Auswirkung auf das Gesamtvermögen hätte. In diesem Fall beträgt der Verlust des Gesamtportfolios nämlich 30 Prozent.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig die Diversifikation gerade in Bereichen ist, in denen Kurs- oder andere Verluste nicht auszuschließen und – zumindest vorübergehend – sogar mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgestattet sind.